Nachbarschaftsstreit
by SimonSalerno

Alexander Gauland cc Metropollco.org bestimmte Rechte vorbehalten
Groß war die Empörung in den letzten Tagen, als der stellvertretende Vorsitzende der „Alternative für Deutschland“ (AfD) Alexander Gauland zitiert wurde, die Leute in Deutschland fänden Jérôme Boateng zwar als Fußballspieler gut, wollten einen solchen jedoch nicht als Nachbarn haben. Das Echo in den Medien daraufhin war natürlich enorm und Herr Gauland ruderte zurück, dass er den Nationalspieler Boateng ja nicht beleidigt hätte, sondern vielmehr diejenigen, die es betreffe. Die AfD-Vorsitzende Frauke Petry entschuldigte sich bei Boateng, ob sie es jedoch aus voller Überzeugung tat, darf bezweifelt werden. Gauland wurde auch von Angela Merkel und Heiko Maas kritisiert, dass seine Aussage „ein niederträchtiger und trauriger Satz“ und „niveaulos und inakzeptabel“ sei.
Gauland musste in den letzten Tagen außergewöhnlich viel Kritik einstecken aufgrund eines Zitates in einem Interview, was seiner Aussage nach nicht zur Veröffentlichung bestimmt gewesen war. Das macht seine Aussage zwar in keinster Weise besser, aber es rechtfertigt immerhin den leichtfertigen Umgang seiner Wortwahl, zumal es in Deutschland auch üblich ist, Zitate eines Interviews dem Interviewpartner vorzulegen, damit dieser sein Einverständnis zur Veröffentlichung geben kann. Es ist zwar freiwillig, aber gerade in diesem Fall zeigt es, dass das mitunter schwerwiegende Folgen – in dem Falle massive Kritik an Gauland – nach sich ziehen kann.
Aber nun zur eigentlichen Aussage Gaulands: Hat er damit Boateng beleidigt? Diese Frage kann ruhigen Gewissens mit einem klaren „Nein“ beantwortet werden. Der Grund dafür ist denkbar einfach: Er hat ihn nicht mit Schimpfwörtern beleidigt oder ihn in irgendeiner anderen Weise beleidigt, denn Alexander Gauland hat nichts anderes gemacht, als die Aussage zu tätigen, es gebe Leute, die nicht neben einem Boateng leben wollten. So gesehen hat Gauland nichts falsch gemacht, andererseits schwingt da auch die eine andere Aussage mit: Menschen anderer Hautfarbe sind in Deutschland bei vielen Menschen noch immer nicht akzeptiert, so vermutlich auch bei Herrn Gauland, der dies zwar nicht direkt zum Ausdruck brachte, aber das mit etwas Interpretationsgabe durchaus so vermitteln konnte.
Was schlussendlich bleibt, ist nur die Vermutung, dass es rassistisch gegenüber Jérôme Boateng war, denn nachweisbar ist es aufgrund der Wortwahl nicht.