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Die Identitären

Die Identitäre Bewegung wurde vor kurzer Zeit unter Beobachtung des deutschen Verfassungsschutzes gestellt, und zwar auf Bundesebene. Vorher war es nur teilweise auf Landesebene. Die Bewegung ist also nicht nur in Österreich verbreitet, sondern in ganz Europa. Ursprünglich kommt sie aus Frankreich und plant selten Demonstrationen, jedoch marschieren die Mitglieder immer wieder bei rechten Kundgebungen auf, um ihre Anwesenheit unter Beweis zu stellen. Dahinter steht dann die Aussage „Wir sind da für euch. Wir sind wie ihr“. Um es kurz zu sagen: Sie mischen sich unter Gleichgesinnte, um so für sich zu werben. Sie gehören zur sogenannten „Neuen Rechten“, die sich klar von der rechtsextremen Szene abgrenzen wollen, jedoch immer wieder mit Sujets davon spielen. So weist ihr Logo beispielsweise eine gewisse Ähnlichkeit mit dem SA-Emblem auf, wobei das Logo der Bewegung stark vereinfacht ist, um keine Parallelen erkennbar werden zu lassen.

 

Durch ihre Versuche, sich von der rechtsextremen Szene abzugrenzen, wirken sie natürlich besonders attraktiv, allen voran für junge Leute, die sich von den Ansichten der Identitären meist stärker angesprochen fühlen. Bei Betrachtung der Facebook-Seite der Bewegung fällt besonders stark auf, dass sie sich zu Unrecht vom Verfassungsschutz beobachtet fühlen. Warum? Die Antwort ist denkbar einfach: Laut eigener Aussage müsste jeder, der sich vorurteilsfrei mit den Inhalten der Identitären Bewegung auseinandersetze, zum Schluss kommen, dass die angeblichen Gründen jeder Grundlage entbehrten. So schreiben sie es selbst auf Facebook. Dass sie selbst aber mit zum Teil verfassungsfeindlichen Botschaften werben, scheint für sie offenbar kein Grund zu sein.

 

Schlussendlich bleibt zu hoffen, dass die Bewegung nicht weiter an Stärke gewinnt, denn verfassungs- und damit auch demokratiefeindliche Gesinnungen kann man sich nun wirklich nicht als mächtige Institutionen wünschen. Es wäre der Untergang der Demokratie und somit auch der Freiheit, wie wir sie lieben.

Burkini-Verbot

Im Süden Frankreichs gibt es an einigen Orten neuerdings ein Badeverbot für all diejenigen, die einen Burkini dabei tragen wollen. Um Unklarheiten zu beseitigen, sei hier erst der Begriff des Burkinis erklärt. Es ist ein Badeanzug, der jedoch eine Ganzkörperverschleierung darstellt, weshalb er von Muslimas getragen wird. In Frankreich gibt es zwar kein Verbot dagegen, jedoch gegen die Burka, den üblichen Vollschleier. Wer dagegen verstößt, wird mit Bußgeldern bestraft, ebenso verhält es sich mit dem per Dekret erlassenen Verbot für Burkinis. Die Bürgermeister der Orte Cannes und Marseille haben diese zumindest für August dieses Jahres erlassen, nicht um religiöse Zugehörigkeit unter Strafe zu stellen, sondern um zu vermeiden, dass damit Sympathie für terroristische Bewegungen gutgeheißen wird.

 

Nicht für wenige ist es schleierhaft, was die Bürgermeister der beiden Städte erreichen wollen. Natürlich gab es besonders in Frankreich in den letzten Monaten eine Reihe islamistisch motivierter Anschläge, jedoch hat das Tragen eines Schleiers mit Sympathien für die Attentäter recht wenig zu tun. Mit etwas Fantasie kann der Gedankengang hinter dem Verbot rekonstruiert werden: Einhergehend mit islamistischem Terror wird der Islam schnell damit gleichgesetzt, in weiterer Folge wird auch die in muslimisch geprägten Staaten übliche Vollverschleierung nicht nur als islamisches Symbol, sondern auch als terroristisches Symbol verstanden. Es mag wirr klingen, ist es schlussendlich auch, aber auf diesem Weg ist es zumindest nachvollziehbar, was hinter dem Verbot stehen könnte.

 

Was dazu zu sagen bleibt ist, dass es eine Einschränkung der religiösen Freiheit ist, obwohl es als solche (natürlich) nicht geplant war. Es dient ja zur Sicherheit der französischen Bevölkerung, da ja Burkinis und Burkas Schuld daran haben, dass es die terroristischen Anschläge in Frankreich überhaupt gibt. Das klingt doch überaus einleuchtend, oder etwa nicht?

Diplomatenflucht

Dass nach dem gescheiterten Putsch in der Türkei die Lage äußerst gespannt ist, dürfte wohl keinem entgangen sein. So kritisch, wie jetzt bekannt wurde, überrascht es doch schon sehr, dass selbst türkische Diplomaten nicht mehr in ihr Heimatland zurückkehren wollen, da sie rechtliche Konsequenzen fürchten, weil sie nur im Verdacht stehen, mit der Gülen-Bewegung Kontakte zu pflegen.

 

Aber erst einmal alles der Reihe nach. Nach dem misslungenen Putschversuch war schnell ein Drahtzieher gefunden: Fethullah Gülen, seines Zeichens Prediger und Anführer eben genannter Bewegung. Ihm wird vorgeworfen, erbitterter Gegner Erdogans zu sein, obwohl er einst ein enger Verbündeter war. Mit seinem wohltätigen islamischen Verein hat er zwar viele Anhänger, aber aufgrund der Anschuldigungen des Präsidenten auch mittlerweile viele Gegner. Zwar konnte ihm bisher nichts nachgewiesen werden, aber schuldig scheint er aus Sicht von Millionen dennoch zu sein.

 

Was hat das aber mit den Diplomaten zu tun? Sie wurden in die Türkei einberufen, jedoch weigerten sich nicht wenige, dorthin zurückzukehren, eben weil sie die (möglicherweise unberechtigten) Strafen, die ihnen drohen, vermeiden wollen. Sie flüchten und bitten in den Staaten, in denen sie stationiert sind um Asyl. Unter ihnen sind auch hochrangige Militärs, die sich beispielsweise nach Italien oder in die USA absetzten. Dass es nicht nur bei Diplomaten bleiben wird, die flüchten und um Asyl ansuchen, da sie politisch verfolgt werden, ist zwar zu erwarten, aber nicht sicher.

 

Vielleicht ist die aktuelle Flucht türkischer Diplomaten nur ein kleiner Vorgeschmack auf das, was Europa vielleicht erwartet. Wenn immer mehr Personen aufgrund einer von der Regierung abweichenden Meinung als Kriminelle behandelt werden, kann damit gerechnet werden, dass demnächst eine zweite Flüchtlingswelle in das europäische Zentrum hereinbrechen wird. Wie damit umgegangen wird, wenn die Menschen kommen, ist ein wahres Rätsel. Entweder man macht die Grenzen dicht und lässt sie unmenschlich in Flüchtlingscamps hausen, oder man lässt auch sie durchreisen, damit dies eben nicht geschieht. Ein drittes Szenario, was das vermutlich schrecklichste wäre ist jenes, dass die europäischen Staaten die Augen verschließen und das Unrecht in der Türkei walten lassen, um den ohnehin schon strittigen Flüchtlingsdeal zumindest aufrecht erhalten zu können. Wünschenswert wäre es nicht.

 

Man darf in der Sache gespannt sein.

Entgleisungen

Der Wahlkampf in den USA läuft auf Hochtouren zwischen den Kandidaten Donald Trump und seiner Gegnerin Hillary Clinton. Nicht selten wird ersterer in seiner Wortwahl untergriffig, wenn es um seine Konkurrenz geht. Auch schon vor Monaten attackierte er seine Republikanischen Mitstreiter scharf, was ihn innerhalb der Partei keine großen Sympathien zukommen ließ. Trump ist dafür bekannt, direkt zu sagen, was er denkt, auch wenn ihn das bei den eigenen Anhängern unbeliebt machen könnte.

 

Eine bekannte Entgleisung leistete er sich, als er sich über die Eltern eines gefallenen muslimischen Soldaten amüsierte. Hier sei angemerkt, dass das Leben eines Gis, egal welcher Rasse oder Religion, höchsten Respekt verdient. Genau diesen zollte der Präsidentschaftskandidat nicht, was ihm selbst in den eigenen Reihen viel Kritik einbrachte. Ein anderer kleiner Skandal hat mit Babys zu tun. Während einer seiner unzähligen Wahlkampfauftritte war eine Mutter mit ihrem Kleinkind anwesend, was zu schreien begann. Zuerst reagierte Trump zwar souverän und meinte, er möge Kinder, weil sie die Zukunft des Landes wären, beim zweiten Mal jedoch war er nicht mehr so freundlich und verwies die Mutter mit ihrem Kind des Saales. Das waren die Sachen, die in den letzten Wochen für Aufregung sorgten.

 

Der neueste Skandal handelt von einem indirekten Gewaltaufruf gegen seine Widersacherin Clinton. Im Zusammenhang mit dem zweiten Zusatz der Verfassung, jeder dürfe eine Waffe besitzen, meinte er, Clinton wollte ihre Verfassungsrichter selbst auswählen, wogegen nichts gemacht werden könnte, außer die Anhänger des zweites Zusatzes täten etwas dagegen. Sein Kandidat als Vizepräsident sprang ihm später zur Seite, diese Aussage wäre nicht als Todesdrohung zu verstehen.

 

Nur von der Wortwahl betrachtet ist es kein Aufruf zur Gewalt gegen Clinton, jedoch lässt die Aussage nicht sehr viel Interpretationsraum. Auch der deutsche Außenminister Steinmeier warnte vor einer Präsidentschaft Trumps, den er als Hassprediger bezeichnete. Seiner Meinung nach bräuchte die Welt Politiker, die sich ihrer Verantwortung bewusst seien und nicht nur Anführer, die die Welt noch gefährlicher machten.

Der Austritt

Es war ein ziemlich knappes Ergebnis, welches verkündet wurde, aber gewählt ist nun mal gewählt. Das Vereinigte Königreich hat für einen Austritt aus der EU gestimmt, und somit einen Schlussstrich unter eine ohnehin schon bröckelnde Beziehung gesetzt. Das Vereinigte Königreich hat immer wieder seine „Extrawürste“ bekommen, sei es jetzt in der Form, dass sie nicht beim Schengen-Abkommen mitmachen oder in irgendeiner anderen Variante. Wer den Sinn eines geeinten Europas nicht versteht und nur auf seinen eigenen Profit schaut, der hat die Idee, welche hinter der Europäischen Union steht, schlichtweg nicht verstanden. Schon 1975 gab es eine Abstimmung über den Verbleib, damals wurde bekanntermaßen dafür gestimmt. Nun haben sich aber die Zeiten geändert und man hat den Austritt besiegelt.

 

Dem geht ein ziemlich langer Weg zuvor, der von allerlei Formalitäten gepflastert ist. Lange Verhandlungen, die knapp zwei Jahre benötigen werden, warten auf die Regierung des Vereinigten Königreiches. Das Interessante an der ganzen Sache ist aber, was mit den Regionen, allen voran Schottland, passieren wird, wo für den Verbleib in der EU gestimmt wurde. Besonders dort wird erneut ein Referendum zu Unabhängigkeit angestrebt, wie auch schon 2014, da die Schotten unbedingt in der EU bleiben möchten. Es wäre eine historische Chance, sich vom Rest des Vereinigten Königreiches zu trennen, allerdings ist fraglich, ob eine solche Volksabstimmung wieder zugelassen wird, da die letzte erst vor zwei Jahren stattfand.

 

In der Alternative für Deutschland sieht man den Austritt einerseits eher bedauerlich, wie es Gauland beispielsweise zum Ausdruck bringt, andererseits ist man auch voller Freude, wie Frau von Storch. Herr Gauland erklärte es sinngemäß so, mit dem Vereinigten Königreich gehe ein wichtiger Teil verloren, der für eine etwaige Reform der EU nötig wäre. Ähnlich sehen es seine Kollegen Pazderski und Hampel, die ebenfalls großes Interesse daran haben, die Europäische Union zu reformieren, anstatt sie zerfallen zu lassen und damit schlussendlich die meisten Mitgliedsstaaten in der Bedeutungslosigkeit verschwinden zu lassen. Das gemeinsam Bindende ist das, was die europäischen Staaten in der EU stark macht, denn wer seinen eigenen Weg geht, wird nicht mit einer deutlichen Machtposition in Verhandlungen gehen können. Das wird nach einiger Zeit auch das Vereinigte Königreich einsehen müssen, dass es zwar ein guter Gedanke gewesen sein mag, aus der EU auszutreten, man sich selbst damit allerdings ins Knie geschossen hat, weil damit eine gewisse Machtposition innerhalb der EU freiwillig aufgegeben wurde.

 

Was allerdings äußerst wünschenswert wäre, ist die Hoffnung, dass das Vereinigte Königreich einen erfolgreichen Austritt vollzieht auf der einen Seite, auf der anderen Seite aber steht der Wunsch, dass das Referendum bereut wird, da ein zentrales Versprechen von Nigel Farage schon am ersten Tag nach der Abstimmung gebrochen wurde. Er behauptete im Vorfeld, die wöchentlichen Zahlungen an die EU, die laut seiner Aussage über 300 Millionen Pfund betragen (in Wirklichkeit sind es „nur“ 190 Millionen), einzustellen und in das Gesundheitssystem zu stecken, was wohl viele Leute dazu bewegte, für den Austritt zu stimmen, da Farage ja versprochen hatte, für das eigene Volk sorgen zu wollen. Schlussendlich hat er dieses Versprechen mit der Begründung gebrochen, er könne es nicht tun, und außerdem wäre es ein Fehler seiner Bewegung gewesen, die er selbst aber nicht gesagt hätte.

 

Es ist natürlich schön für ihn, jetzt den Rückzieher zu machen, nur weil er persönlich nicht dieses Versprechen zum Ausdruck brachte. Aber es ist unweigerlich mit ihm verbunden, wenn seine Leave-Bewegung mit etwas Derartigem wirbt. Es grenzt schon an Betrug am Wähler, wenn ein zentrales Versprechen, was nach der Abstimmung, die EU zu verlassen, passieren soll, schon am ersten Tag danach zu brechen.

Orlando

Pulse_Orlando_2016

Der Terroranschlag in Orlando in Florida auf den Gay Club „Pulse“ hat viele schockiert, er kam unerwartet und entriss 49 aus ihren Leben. Zwar meint der sogenannte islamische Staat, daran Schuld zu haben, jedoch gibt es vielerlei Zweifel daran, dass eine Einzelperson ein derartig verheerendes Attentat planen und auch ausüben kann. Nichtsdestotrotz ist es ein massives Verbrechen, der massivste Anschlag in den USA seit dem 11. September 2001. Das besonders Schockierende an diesem Anschlag ist die Tatsache, dass ausschließlich Homosexuelle das Ziel waren.

Das Interessante an der ganzen Sache ist jedoch vielmehr die Information, die in den letzten Tagen ans Licht gekommen ist: Der Attentäter war selbst einige Jahre Kunde in genau diesem Club. Nun gibt es natürlich Spekulationen, ob der Attentäter selbst homosexuell gewesen sein mag, oder ob er sich nur extrem gut auf den Anschlag vorbereitet hat, indem er das Lokal genau ausspionierte. Aufgrund der familiären Geschichte, die bekannt wurde, die gelebte Homophobie in der Familie, ist beides nicht auszuschließen. Natürlich ist es möglich, dass der Attentäter homosexuell war, damit aber nicht mit sich im Reinen sein konnte, da es gegen die moralischen Vorstellungen der Familie verstößt, und er bei Bekanntwerden dieses „Regelverstoßes“ mitunter mit massiver Ausgrenzung rechnen muss. In dem Fall können die jahrelangen Besuche so beurteilt werden, dass der Terrorist in der homosexuellen Community zwar halt gesucht hat, ihn aber nicht finden konnte, da anzunehmen ist, dass er ansonsten eher nach den moralischen Vorstellungen seiner Familie lebte, und eben diese nicht in der Gemeinschaft der Homosexuellen fand.

 

Sollte jedoch das Andere der Fall sein, dann ist es besonders erschreckend, mit welchem Kalkül er vorgegangen ist. Aber hier ist es dann äußerst rätselhaft, warum er drei Jahre gewartet hat, um zuzuschlagen. Es sollte ausreichend sein, einen Club einige Male zu besuchen, um die Räumlichkeiten zur Genüge zu kennen. Dazu benötigt es nicht mehrere Jahre. Laut Augenzeugen soll der Attentäter während seines Anschlags über die Opfer gelacht haben, was darauf schließen lässt, dass eher die letztere Vermutung, er habe das über längere Zeit hinweg geplant, die richtige ist.

 

Jedenfalls kann über die wahren Hintergründe der Tat nur spekuliert werden, da der Attentäter nicht mehr befragt werden kann. Ein solches Attentat zeigt, dass auch die USA nicht vor Terrorangriffen im eigenen Land geschützt sind,  da nützt auch kein Einreiseverbot von Muslimen, wie es der Präsidentschaftsbewerber Donald Trump fordert. Man mag damit zwar potenzielle Terroristen am Einreisen hindern, diejenigen aber, die einen terroristischen Anschlag verüben wollen, werden diesen auch ausführen, da sie schon im Land sind und sie somit ein Einreiseverbot nicht im Geringsten betrifft.

Krawallbrüder

Es ist Fußball-Europameisterschaft und der Fokus der Medien liegt im Gastgeberland Frankreich. Die Eröffnungsshow war nicht jedermanns Sache und das Eröffnungsspiel auch nicht sonderlich spannend. Aber hier geht es ja nicht um Sport, sondern um das, was rund um dieses gigantische Event geschieht. Was besonders präsent war in den letzten Tagen, waren die Straßenschlachten in Marseille, die sich englische und russische Hooligans geliefert haben. Dabei gab es bei beiden Seiten Verletzte, aber besonders die Engländer mussten sehr hart einstecken. Der Grund dafür mag wohl darin liegen, dass einige Russen bewaffnet waren, nämlich mit Messern und auch Eisenstangen. Geschützt haben sie sich mit Mundschutz, damit sie auch keine Zähne verlieren.

 

Es ist ein abscheuliches Verhalten beider Seiten, jedoch ist es besonders die russische Hooligan-Fraktion, die die größere Gefahr darstellt, da sie nicht nur unerkannt fliehen konnte, sondern offenbar auch noch organisiert ist. Somit könnten sie beim nächsten Spiel der russischen Nationalmannschaft wieder erheblichen Schaden anrichten. Was hat das aber mit Politik zu tun? Die Antwort darauf ist zwar einfach, aber erschreckend: Der Vizeaußenminister der Russischen Föderation hat diese Angriffe nicht verurteilt, sondern sogar gelobt. Er meinte, die Russen hätten nur die Ehre ihres Vaterlandes verteidigt, die von den Engländern beschmutzt worden sein soll. Es ist wirklich unfassbar, dass jemand rohe Gewalt, die unter Umständen tödliche Folgen haben kann, nicht verurteilt, sondern sogar noch unterstützt.

 

Die UEFA hat zumindest den russischen Fußballverband gestraft, denn sie kann nur ahnden, was innerhalb der Veranstaltung passiert, und da sind die Krawalle weitergeführt worden. Zwar erst nach dem Abpfiff, aber die russischen Hooligans griffen den englischen Fanblock an, was nun Konsequenzen nach sich zieht: 150.000 € Strafe und Bewährung. Heißt im Klartext: Sollte von russischer Seite ein derartiger Vorfall erneut vorkommen, wird die Mannschaft vom Turnier ausgeschlossen. Das ist natürlich vollkommen korrekt, andererseits ist es aber auch anzunehmen, dass sich russische Hooligans außerhalb des Stadions, und damit auch außerhalb der Einflusssphäre der UEFA, daneben benehmen werden, um die Ehre ihres Landes zu verteidigen. So heißt es zumindest.

Nachbarschaftsstreit

Alexander Gauland cc Metropollco.org bestimmte Rechte vorbehalten

Alexander Gauland cc Metropollco.org bestimmte Rechte vorbehalten

Groß war die Empörung in den letzten Tagen, als der stellvertretende Vorsitzende der „Alternative für Deutschland“ (AfD) Alexander Gauland zitiert wurde, die Leute in Deutschland fänden Jérôme Boateng zwar als Fußballspieler gut, wollten einen solchen jedoch nicht als Nachbarn haben. Das Echo in den Medien daraufhin war natürlich enorm und Herr Gauland ruderte zurück, dass er den Nationalspieler Boateng ja nicht beleidigt hätte, sondern vielmehr diejenigen, die es betreffe. Die AfD-Vorsitzende Frauke Petry entschuldigte sich bei Boateng, ob sie es jedoch aus voller Überzeugung tat, darf bezweifelt werden. Gauland wurde auch von Angela Merkel und Heiko Maas kritisiert, dass seine Aussage „ein niederträchtiger und trauriger Satz“ und „niveaulos und inakzeptabel“ sei.

 

Gauland musste in den letzten Tagen außergewöhnlich viel Kritik einstecken aufgrund eines Zitates in einem Interview, was seiner Aussage nach nicht zur Veröffentlichung bestimmt gewesen war. Das macht seine Aussage zwar in keinster Weise besser, aber es rechtfertigt immerhin den leichtfertigen Umgang seiner Wortwahl, zumal es in Deutschland auch üblich ist, Zitate eines Interviews dem Interviewpartner vorzulegen, damit dieser sein Einverständnis zur Veröffentlichung geben kann. Es ist zwar freiwillig, aber gerade in diesem Fall zeigt es, dass das mitunter schwerwiegende Folgen – in dem Falle massive Kritik an Gauland – nach sich ziehen kann.

 

Aber nun zur eigentlichen Aussage Gaulands: Hat er damit Boateng beleidigt? Diese Frage kann ruhigen Gewissens mit einem klaren „Nein“ beantwortet werden. Der Grund dafür ist denkbar einfach: Er hat ihn nicht mit Schimpfwörtern beleidigt oder ihn in irgendeiner anderen Weise beleidigt, denn Alexander Gauland hat nichts anderes gemacht, als die Aussage zu tätigen, es gebe Leute, die nicht neben einem Boateng leben wollten. So gesehen hat Gauland nichts falsch gemacht, andererseits schwingt da auch die eine andere Aussage mit: Menschen anderer Hautfarbe sind in Deutschland bei vielen Menschen noch immer nicht akzeptiert, so vermutlich auch bei Herrn Gauland, der dies zwar nicht direkt zum Ausdruck brachte, aber das mit etwas Interpretationsgabe durchaus so vermitteln konnte.

 

Was schlussendlich bleibt, ist nur die Vermutung, dass es rassistisch gegenüber Jérôme Boateng war, denn nachweisbar ist es aufgrund der Wortwahl nicht.

Präsidentschaftswahl 2016

Wie jeder in Österreich, der nicht gerade unter einem Stein lebt, mitbekommen hat, war am Sonntag der zweite Wahldurchgang für die Präsidentschaftswahl. Die erste Hochrechnung im ORF war für mich eine Überraschung, rechnete ich doch mit einem deutlicheren Vorsprung Hofers auf Van der Bellen. Was Herbert Kickl (Wahlkampfleiter Hofers) als „Tag der Freude“ bezeichnete und Strache als „Erfolg für die Demokratie“, so legte sich der Vorsprung mit der Zeit, bis er laut Hochrechnung zu einem Unentschieden wurde und einzig die Wahlkarten das Ergebnis beeinflussten.

 

Damit ging der eigentliche Wahlkrimi erst los.

 

Der Montag war der Tag, an dem das Endergebnis durch den Innenminister Sobotka bekanntgegeben werden soll. Es dauerte bis zum Nachmittag, dass das Ergebnis veröffentlicht werden sollte, allerdings dauerte es eine Weile, bis Herr Sobotka hervortrat und das mit Spannung erwartete Ergebnis verlas. 50,3 % für Alexander Van der Bellen und somit 49,7 % für Norbert Hofer. Des einen Freud‘, des ander’n Leid. Was von der einen Hälfte der Österreicherinnen und Österreichern mit enormer Erleichterung wahrgenommen wurde, konnte die andere Hälfte kaum fassen. Lag Hofer anfangs noch vorne, gewann doch der Kontrahent. Soweit zum formellen Teil zur Wahl.

 

Die diesbezüglichen Äußerungen vonseiten der Hofer-Wählerschaft, die man im Internet, allen voran auf Facebook, lesen konnte, waren teilweise mehr als nur lächerlich. Vielfach musste man sich Kommentare à la „Wahlbetrug!“ durchlesen, ohne dass es auch nur ansatzweise Hinweise dafür gab. Ebenso meinte der FPÖ-Parteichef Heinz-Christian Strache, er wolle die Wahl anfechten bei Sieg Van der Bellens. Diese Aussage kann natürlich so gedeutet werden, dass es haufenweise schlechte Verlierer innerhalb der Freiheitlichen Partei gibt. Andererseits ist es natürlich verständlich, dass bei einem so knappen Ergebnis jede noch so kleine Unregelmäßigkeit in Summe doch einen anderen Wahlausgang mit sich bringen könnte.

 

Nun aber wieder zu den Facebook-KommentatorInnen, die in dem Ergebnis eine Verschwörung gegen Hofer witterten: Der vorhin angerissene Vorwurfs des Wahlbetrugs wurde immer wieder auf eine sehr abenteuerliche Art und Weise zum Ausdruck gebracht. Auf Facebook ging beispielsweise ein Screenshot um, wo jemand behauptet, aus zuverlässiger Quelle erfahren zu haben, dass die Tinte der Kugelschreiber verschwindet, wenn man bei Hofer ankreuzt. Ebenso soll auch bei den Wahlkarten gemogelt worden sein, denn da soll Wahlbetrug ja so einfach sein. Wie, ist mir zwar rätselhaft, denn man muss ja eine Erklärung mit persönlicher Unterschrift mitliefern und bei der Auszählung gibt es mehrere BeisitzerInnen, die alles auf Rechtmäßigkeit überprüfen, aber so wie es aussieht, hätte laut vielen FPÖ-WählerInnen nur Hofer gewinnen können, denn bei einer Niederlage Hofers muss die Wahl natürlich gefälscht sein.

 

Was denn auch sonst?

Parteichef Strache und Norbert Hofer cc The Arpex Archive

Parteichef Strache und Norbert Hofer
cc The Arpex Archive